Cluster Erneuerbare Energien Hamburg

Cluster Erneuerbare Energien Hamburg

German Renewables Award Rückblick 2019

EEHH-Cluster verleiht zum 8. Mal German Renewables Award

Virtuelle Kraftwerke, Power Purchase Agreements, nachhaltige Wärmeversorgungskonzepte in Gewerbeunternehmen – die Preisträger des diesjährigen achten German Renewables Awards forschen und arbeiten am Puls der Zeit der Erneuerbare-Energien-Branche. Das führende Hamburger Branchennetzwerk, das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH), zeichnete gestern vor einem Fachpublikum im Altonaer Opernloft im Hamburger Hafen die Sieger in den Kategorien Produktinnovation des Jahres, Projekt des Jahres, Studentenarbeit des Jahres, Lebenswerk und Journalistenpreis aus. Im Vorfeld hatte eine achtköpfige unabhängige Jury, mit viel Energie-Expertise, die Gewinner bestimmt.

Produktinnovation des Jahres

Wie kann überschüssiger Windstrom gespeichert werden? Ein Dauerthema für die Erneuerbare-Energien-Branche und das Team der WEMAG – der Westmecklenburgischen Energieversorgung AG in Schwerin. Jost Broichmann und Tobias Struck entwickelten den WBS 500, eine Art Transformator- und Schaltstation, die auch im Falle einer Netzunterbrechung mit Strom versorgen kann und eine Ladestelle für e-Autos bietet. Von Außen sieht die WBS 500 wie ein ganz altmodisches Stromverteilerhäuschen aus – von innen aber voll neuer Funktionen. Gerade für kleinere und mittlere Industrieunternehmen, Netzbetreiber, Stadtwerke eine zukunftsfähige Lösung, die der WEMAG den German Renewables Award in der Rubrik „Produktinnovation des Jahres“ einbrachte.

Tobias Struck, Leiter der Gruppe Speicher bei der WEMAG:

„Das ganze Team freut sich über diese Auszeichnung. Sie bestätigt, dass wir mit Blick auf eine konstante Stromversorgung trotz volatiler Einspeisung durch Erneuerbare-Energien-Anlagen hier eine optimale Lösung für Verbraucher und Netzbetreiber gefunden haben.“

Thomas Murche, technischer Vorstand der WEMAG AG:

„Unser Batteriespeicher bietet mit seinen verschiedenen Funktionen und den flexiblen Einsatzmöglichkeiten sehr gute Voraussetzungen für das technische Umsetzen der Energiewende. Mit der WBS 500 hat die WEMAG einen kompakten Speicher entwickelt, der für Energieversorger und Industrie gleichermaßen Vorteile schafft. Die WBS 500 verfügt über ausreichend Leistung und Kapazität, um 500 Kilowatt Primärregelleistung bereitzustellen. Die Anlage gleicht in Sekundenbruchteilen Frequenzschwankungen aus. Wird aber die Funktionalität der Batterie für einen lokalen Engpass benötigt, kann eine andere Anlage im virtuellen Kraftwerk diese Funktion übernehmen.“

Projekt des Jahres

Im Sommer es trotz Hitze ohne Klimaanlage im Büro und Labor aushalten? Das von Dr. Eckart Jantzen, Geschäftsführer des Bergedorfer Lebensmittellabors Galab, für sein neues Laborgebäude gewählte Konzept macht es möglich. Durch eine Kombination aus Eisspeicher und Wärmepumpe kann das Labor ohne den Einsatz einer weiteren Energiequelle betrieben werden, alles auf Grundlage von Wasser als Speichermedium. Beeindruckendes Ergebnis: eine Emissionseinsparung von 70 %, eine Leistung, die zur Nachahmung für andere Unternehmen oder Labore einlädt. Als Anerkennung erhielt Dr. Jantzen den German Renewables Award für das „Projekt des Jahres“.

„Wir sind stolz, dass das ganzheitliche Nah-Wärme-Kälte-Verbundsystem unseres ScienceEconomy Hubs mit dem German Renewables Award ausgezeichnet wurde. Es sind die naheliegenden Dinge, die in Summe eine riesige Wirkung auslösen. Etwas Naheliegendes tun, nicht auf Förderung warten, an den Instinkt und an die Machbarkeit des energetisch scheinbar unmöglichen glauben, lassen uns mit etwas weniger Sorgen in die Zukunft blicken“, prognostiziert Sieger Dr. Eckart Jantzen.

Studentenarbeit des Jahres

Viele Wind- und Solarprojekte laufen bald aus der EEG-Förderung. Wie reagiert ein Projektentwickler darauf am besten? Svantje Schulz beschäftigte sich im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Hamburg Commercial Bank und an der ISM School of Management mit einer erfolgsversprechenden Lösung. Sie analysierte Alternativmodelle zur EEG-Förderung: Power Purchase Agreements (PPA), langfristige Stromlieferverträge zwischen zwei Parteien, häufig zwischen einem Stromproduzenten und einem Stromabnehmer. Wie können neue Finanzierungsrisiken bewertet werden und wie kann für alle Seiten eine sicher, transparente Umsetzung von PPAs aussehen? Für ihre herausragende Analyse würdigte die Jury Svantje Schulz mit dem German Renewables Award in der Kategorie „Studentenarbeit des Jahres“.

„Ich bin sehr dankbar, dass ich in Zusammenarbeit mit der Hamburg Commercial Bank AG die Möglichkeit hatte, das aktuelle Thema der Power Purchase Agreements in meiner Masterthesis zu bearbeiten und freue mich sehr über die Auszeichnung mit dem German Renewables Award“, so Preisträgerin Svantje Schulz.

Lebenswerk

Diplomatisches Geschick, Mut und Durchhaltevermögen zeichnen ihn aus. Dr. Wolfgang von Geldern setzte sich vehement für Umweltschutz und Erneuerbare Energien ein. Nicht nur politisch war der ehemalige CDU-Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium sehr engagiert; ab 1995 baute er gemeinsam mit Norbert Plambeck einen der führenden Projektentwickler im Bereich Erneuerbare Energien auf: die Plambeck Neue Energien AG, kurz: die PNE AG. Als Präsident der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ setzte er sich erfolgreich für den Naturschutz ein.

„Die erneuerbaren Energien, und hier vor allem die Windkraft, haben seit 1991 in Deutschland einen einzigartigen, politisch begünstigten und gesellschaftlich gewollten ‚Lauf‘ gehabt, der dem Klima und der Umwelt, einer importunabhängigen, ressourcenschonenden und günstigen Stromversorgung dient. Diesen Lauf droht die aktuelle Politik zu Fall zu bringen, wie das Beispiel der pauschalen 1.000 m Abstandsregelung zeigt. Ich hoffe, die Preise und ihre Träger können dem noch Einhalt gebieten!“ fordert Dr. Wolfgang von Geldern.

Journalistenpreis des Jahres

„Die Pioniere der Energiewende – Die Klimaschützer aus dem Hunsrück“ porträtierte der Fernsehjournalist Christian Hattesen für die Reihe „Made in Südwest“ im SWR. Laut Jury schafft er es, „die dort vorhandene Begeisterung für den Klimaschutz auf den Zuschauer zu übertragen“. Eine inhaltliche und konzeptionelle überzeugende Reportage, die Christian Hattesen den zweiten EEHH-Journalistenpreis des Jahres einbrachte.

Die Herausforderung bei der Realisierung dieses Films war für mich, ein eher nüchtern-technisches Thema - nämlich die Klimaschutz-Bemühungen im Rhein-Hunsrück-Kreis - über die beteiligten Menschen und ihre Emotionen zu erzählen. Im Zuge der Dreharbeiten ist mir immer klarer geworden, wie wichtig es ist, möglichst viele Bürger bei der Energiewende ‚mitzunehmen‘ und nicht ausschließlich auf technische Innovationen zu vertrauen. Was ich in diesem Landkreis gespürt habe, ist eine kollektive Begeisterung, die notwendige Veränderung von unten nach oben möglich macht und von der alle profitieren - und das, obwohl die Rahmenbedingungen der Politik eher schlechter als besser geworden sind. Beispielhaft dafür stand für mich der Klimaschutzmanager, der die Energiewende zu seiner persönlichen Sache gemacht hat und alles dafür tut, immer mehr Menschen mit ins Boot zu holen - aber das niemals mit erhobenem Zeigefinger. Ich bin über diesen Film selbst zu der Überzeugung gelangt, dass die Erfolgsgeschichte im Rhein-Hunsrück-Kreis auch in vielen anderen Regionen in Deutschland geschrieben werden könnte, wenn die Menschen sich gemeinsam auf den Weg machen. Und wenn der Preis für diesen Film - der mich sehr ehrt - dazu beträgt, genau diese Botschaft zu vermitteln, dann würde mich das umso mehr freuen“, so Christian Hattesen über seinen Gewinn des 2. EEHH-Journalistenpreises.

Weitere Nominierte in der Kategorie Journalistenpreis des Jahres waren in diesem Jahr: Monika Rössiger („Neue Speicher braucht das Land - Bild der Wissenschaft“), Olaf Preuß („Kerosin ohne Reue - Die Welt“), Christian Schrader („Das muss man auch erst mal aushalten können - Digitalmagazin Riff“).