Cluster Erneuerbare Energien Hamburg
German Renewables Award Rückblick 2022
Bahnbrechende Projekte und schlaue Köpfe für Energiewende prämiert
Von emissionsfreien Wasserstoffschiffen über Nahwärmekonzepte in modernen Wohnquartieren bis hin zu weltweit führender Klimaforschung – die Gewinner*innen des diesjährigen German Renewables Awards beeindrucken mit Innovationsstärke und Mut zu bahnbrechenden Ideen. Das Branchennetzwerk Erneuerbare Energien Hamburg vergab am gestrigen Abend im Altonaer Kaispeicher den German Renewables Award zum elften Mal in sechs Kategorien. Insgesamt bewarben sich 47 Unternehmen bzw. Personen um den renommierten Branchenpreis.
Jan Rispens, Geschäftsführer des Clusters EEHH, kommentiert die Verleihung: „Gerade auch in der heutigen Energiekrise darf nicht aus dem Blick verloren gehen, dass zu den vielen bereits vorhandenen innovativen und nachhaltigen Energieprodukten, -projekten und -konzepten weiterhin viele wegweisende Entwicklungen entstehen. Uns im Cluster begeistert die Innovationskraft, das hohe Engagement und die Beharrlichkeit der heute ausgezeichneten Unternehmen und Personen!“
German Renewables Award 2022 - Video
Projekt des Jahres
In der Rubrik „Projekt des Jahres“ setzte sich das energetische Quartier Heidrehmen als Siegers des German Renewables Awards 2022 durch. Der Bauverein der Elbgemeinden eG setzt diverse energiesparende Maßnahmen wie beispielsweise Kellerdeckendämmung, Sanierung des Nahwärmenetzes, Blockheizkraftwerke sowie ein Mieterstrommodell mit den Hamburger Energiewerken im Rahmen dieses Konzeptes in Hamburg-Iserbrook sehr ganzheitlich um. Die Mieten steigen dadurch nur sehr moderat.
„Wir müssen unbedingt mehr in Wohnquartiere investieren, um die Wärmewende voranzubringen. Das Quartier Heidrehmen kann definitiv ein Modell für andere sein“, so Gewinner Axel Horn, Bauverein der Elbgemeinenden eG.
Als weitere Bewerber in der Kategorie „Projekt des Jahres“ standen die Solare Kälteerzeugung der MMG sowie die Green GmbH mit einem Konzept zur Vermeidung von CO2-Emissionen in Bestandsimmobilien zur Auswahl.
Produktinnovation des Jahres
Ein geteiltes Rotorlager für den direkten Austausche einer Windanlagen-Gondel der Schäffler AG machte das Rennen in der Rubrik „Produktinnovation des Jahres“. Pendelrollenlager machen weltweit einen Großteil der heutigen Rotorlager von Windkraftanlagen aus - ca. 455 GW der 740 GW im Feld. Bei älteren Anlagen erreichen viele Pendelrollenlager die angestrebte Laufzeit von 20 Jahren nicht. Das geteilte, asymmetrische Pendelrollenlager ermöglicht erstmals den Rotorlagertausch direkt in der Gondel, sodass zeitintensive und teure Krankapazitäten minimiert werden.
„Wir freuen uns sehr, dass uralte Mechanik die Jury überzeugt hat. Uralte Windturbinen müssen schließlich repariert werden. Alles begann mit einer Idee auf einer Serviette in einem Flughafencafé vor zehn Jahren“, verrät Gewinner Andreas Bierlein, Schäffler AG.
Weitere Nominierte für die „Produktinnovation des Jahres“ waren der IESS-101.90.996.20A der Firma E-Stream für eine nachhaltige Energiespeicherlösung entwickelt sowie das Olmatic Power Tracking der Olmatic GmbH, das für eine dynamische Energieverteilung in der Industrie und der Ladeinfrastruktur sorgt.
Insgesamt bewarben sich zehn Unternehmen.
Studentenarbeit des Jahres
Die Entwicklung eines digitalen Zwillings für einen bereits existierenden Festkörper-Wasserstoffspeicher bescherte Patrick Kloss, Masterabsolvent am HEREON, Helmholtz-Institut Geesthacht, und an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg, den German Renewables Award in der Kategorie „Studetenarbeit des Jahres“.
„Die größte Herausforderung bei der Entwicklung eines digitalen Zwillings besteht darin, die sehr komplexe Realität möglichst einfach darzustellen und nah an den experimentellen Ergebnissen zu bleiben. Ich möchte mit meiner Arbeit in den Erneuerbaren Energien einen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft leisten“, betont Gewinner Patrick Kloss, HEREON, Helmholtz-Institut Geesthacht und Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg
Olessya Kozlenko mit einem Optimierungsmodell für die Anlagenauslegung in der Energiezentrale des KEBAP, einem Projekt in Hamburg-Altona, im Rahmen einer Masterarbeit an der HAW Hamburg und Patrick Schönknecht mit einer Masterarbeit zur thermischen Nutzung von Seewasser in einem Tagebausee zur Beheizung eines Ferienparks am Steinbeis-Transferzentrum bzw. der TU Chemnitz standen als weitere Nominierte zur Auswahl. Sieben Studierende bewarben sich insgesamt um den German Renewables Award.
Wasserstoffinnovation des Jahres
In der jüngsten Kategorie „Wasserstoffinnovation des Jahres“ setzte sich der Ansatz für eine Wasserstoff-Infrastruktur und die maritime Anwendung von Wasserstoff in Cuxhaven der Turneo GmbH durch. Ziel ist es, grünen Wasserstoff zu produzieren und anschließend in der küstennahen Schwerlastmobilität zur See zu nutzen – eine Grundlage für weitere Projekte im Elbe-Weser-Dreieck.
„Wir fahren tatsächlich mit unseren Schiffen emissionsfrei durchs Wattenmeer. Unsere kommenden Projekte, die wir bereits in der Pipeline haben, werden noch größer sein“, verkündet Gewinner Jochen Kaufholt, Geschäftsführer Turneo GmbH.
In der engeren Auswahl standen neben der Turneo GmbH die Lufthansa Technik AG mit seinem Hydrogen Aviation Lab für den Einsatz von Wasserstoff in Bodenprozessen am Flughafen und die Aurubis AG mit Wasserstoff basierten Produktionsprozessen für Kupfer. Eine Besonderheit in dieser Kategorie: die Short List der letzten drei aus sechs bestimmte das Publikum live beim Sommerevent „Blue Beach – das europäische Sommerfest der Erneuerbare-Energien-Branche“ im Juni in Hamburg.
Lebenswerk
In der Rubrik Lebenswerk kürte die Jury Prof. Dr. Daniela Jacob mit dem German Renewables Award. Prof. Jacob ist Meteorologin und Direktorin des Hamburger Climate Service Center Germany (GERICS) sowie Gastprofessorin an der Leuphana Universität Lüneburg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen sowohl auf regionaler Klimamodellierung, dem Wasserkreislauf, dem Klimaservice als auch auf der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels. Prof. Jacob verfasste als eine der Leitautorinnen den Fünften Sachstandsberichts des IPCC und koordinierte mit den 2018 erschienenen Sonderbericht 1,5 °C globale Erwärmung.
„Ich freue mich sehr, für mein Lebenswerk ausgezeichnet zu werden, und wünsche mir, dass das Vorsorgeprinzip wieder mehr in den Vordergrund gerückt wird. Die Klimaforschung hat die Aufmerksamkeit auf den immer spürbareren Klimawandel gelegt. Klimaschutz muss aber nicht nur mit Verzicht einhergehen, sondern kann auch Spaß machen. Wir möchten den ‚Paris Life Style‘. Dabei könnte die Stadt Hamburg eine Vorreiterrolle einnehmen“, erhofft sich Preisträgerin Prof. Dr. Daniela Jacob, GERICS.
Preis für Medienarbeit
Eine Reportage über die „smart energy city“ Wunsiedel im Fichtelgebirge hat den Preis für Medienarbeit 2022 gewonnen. Der im Wirtschaftsmagazin „brand eins“ erschienene Beitrag „Schaut auf dieses Städtchen“ (Autor: Yves Bellinghausen) beschreibt, wie es der fränkischen Kleinstadt gelang, sukzessive eine vollständige Selbstversorgung mit erneuerbaren Energien aufzubauen, und damit Fachleute aus aller Welt für den „Wunsiedler Weg“ zu begeistern.
„Die 250 Millionen Euro Investitionen der Gemeinde Wunsiedel haben sich jetzt schon amortisiert. Wunsiedel könnte definitiv eine Blaupause für andere kleine Gemeinden in Deutschland darstellen, die in der Nähe über Erneuerbare-Energien-Potenzial verfügen“, meint Yyes Bellinghausen, „brand eins“.
Weitere Nominierungen in dieser Rubrik erreichten Stefan Schultz und Claus Hecking mit dem in spiegel.online veröffentlichten Beitrag „Neue deutsche Zelle“ sowie Sebastian Gubernator, Welt am Sonntag, mit den „Gondeln der Hoffnung“. 16 Journalist*innen bewarben sich insgesamt.
Das Cluster Erneuerbare Energien überreicht seit 2012 jährlich den Branchenpreis German Renewables Award. Das Branchennetzwerk umfasst ca. 230 Unternehmen aus den Segmenten Erneuerbare Energien und Wasserstoff in der Metropolregion Hamburg.