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Editorial September

Editorial September
HH Media Server/Timo Sommer

Über den Sommer wurden wichtige Weichen für die Energiewende gestellt. In Berlin wurde das Gebäude-Energie-Gesetz (kurz: GEG) verabschiedet, und ein geplantes Startnetz für die Wasserstoffwirtschaft inklusive Umlagefinanzierung durch Betreiber wurde vorgestellt. Insgesamt über 8 Gigawatt Offshore-Windparkflächen wurden für eine Rekordsumme auktioniert. In Brüssel wurde der Delegated Act vorgestellt, mit dem heimischer und importierter Wasserstoff definiert und reguliert werden soll - um nur einige Beispiele zu nennen.

Bei aller positiven Bewegung müssen aber zwei wesentliche Grundgedanken beachtet werden. Erstens müssen für alle neu regulierte Bereiche wesentliche Produktionskapazitäten neu geschaffen werden, z.B. um Offshore-Wind-Fundamente, Millionen von Wärmepumpen oder auch Großelektrolyseure zu produzieren, sodass die nun wirklich extrem hohen Ausbauziele in allen Bereichen der Energieversorgung auch wirklich erreicht werden können. Sehr viel Geld muss in recht kurzer Zeit durch Unternehmen in neue Fertigungen aller Art investiert werden. Das „Hickhack“ um das GEG nicht wirklich, und auch die monatelange Debatte um einen Produktionsstandort in Rostock für Offshore-Umspannwerke stört massiv. Investoren lesen auch, was die Politik insgesamt und die Bundesregierung insbesondere „zwischen den Zeilen“ für Signale senden.

Genauso empfänglich für Signale dieser Art sind Schüler*innen und junge Fachkräfte. Nachdem wir vor einem Jahrzehnt ungefähr 100.000 Stellen in der Solarenergie abgebaut haben, und in den Jahren 2017 bis 2021 etwa 50.000 Arbeitsplätze in der Windenergie abgebaut werden mussten, da die vorhandenen Probleme an Land und auf See nicht angegangen wurden, schauen sich die Fachkräfte von morgen ganz genau an, ob sie im Energiewendebereich arbeiten wollen. In den Projekten gibt es unbestritten viel „Sinnstiftung“ und „Erfüllung“ – aber wenn nicht auch langfristig Ruhe und Konsistenz in die Regulatorik und Förderpolitik einkehren, dürfte es nicht einfach werden, Fachkräfte zu gewinnen. Alternativen gäbe es für sie genug.

Sowohl bei den Investoren als bei den angehenden Fachkräften gilt es daher, in den kommenden Jahren das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen. Dazu ist eine langfristig angelegte Regulatorik sicher ein wichtiges Fundament – aber auch eine konsistentere Gesamtkommunikation und eine konstruktivere Debattenkultur bei Energiethemen ist unerlässlich. Gesetze sind das eine, Vertrauen das andere Standbein, um auch in Zukunft mit Investoren und motivierten Fachkräfte die Energietransformation zu schaffen!

 

Über Jan Rispens

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Seit Gründung in 2011 ist Jan Rispens, als gelernter Elektrotechnik-Ingenieur, Geschäftsführer der EEHH Clusteragentur und seit 20 Jahren aktiv im Bereich nachhaltige Energieversorgung und Klimaschutz.

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