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„Carbon Management ist wesentlicher Bestandteil zur Bewältigung des Klimawandels“ Weiternutzung oder dauerhafte Speicherung von CO2 kann Lösung sein für unvermeidliche Emissionen, sagt TÜV NORD-Experte.

„Carbon Management ist wesentlicher Bestandteil zur Bewältigung des Klimawandels“
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Mit ihrer Carbon-Management-Strategie bezieht die Bundesregierung Stellung und positioniert sich zur Weiternutzung und dauerhaften Speicherung von Kohlendioxid. „Unter Einhaltung von Sicherheitsanforderungen und mit wirtschaftlich sinnvollen Anreizen eröffnen sich hier große Chancen für die Energiewende“, betont Silvio Konrad, Energie-Experte bei TÜV NORD.

„Bevor die Instrumente des Carbon Managements greifen, sollte immer die Vermeidung von Kohlendioxid im Vordergrund stehen. Dazu gehört beispielsweise, die Energieeffizienz in allen Sektoren zu verbessern, erneuerbare Energien zu nutzen oder eine nachhaltigere Landnutzung und Forstwirtschaft. Zur Bewältigung des Klimawandels kann aber auch am Ende der Wertschöpfungskette die dauerhafte Speicherung von unvermeidbaren CO2-Emissionen ein Teil der Lösung sein“, so Silvio Konrad, Vorsitzender der Geschäftsführung von TÜV NORD EnSys. In bestimmten Bereichen wie der Zement- und Kalkindustrie, der Grundstoffchemie oder der Abfallverbrennung werden weiterhin Treibhausgase entstehen. Für diese Industriezweige und weitere unvermeidbare Kohlendioxid-Quellen legt die vorgelegte Carbon-Management-Strategie der Bundesregierung nun den lang erwarteten Grundstein des nachhaltigen Umgangs mit dem Klimagas. Es gibt vielversprechende Ansätze bis hin zu erprobten Verfahren: So kann CO2 vielseitig weiter genutzt werden (Carbon Capture and Utilization, CCU) oder dauerhaft gespeichert (Carbon Capture and Storage, CCS) und somit aus dem Kohlenstoffkreislauf entnommen werden.

„Klare Regeln und eine effektive Überwachung durch Aufsichtsbehörden und Sachverständigenorganisationen sind jedoch besonders wichtig, um Missbrauch frühzeitig zu erkennen und sicherzustellen, dass nur das beabsichtigte CO₂ gespeichert wird. Die Emissionen müssen genau quantifiziert und verifiziert werden, um sicherzustellen, dass nur unvermeidliche Mengen gespeichert werden“, unterstreicht Silvio Konrad. Dazu sollten Unternehmen transparent über ihre Aktivitäten berichten und ihre CO₂-Speicherung nachvollziehbar dokumentieren.

Politisch gesteuerte Anreize

Deutliche Bewegung werde in das Feld Carbon Capture and Storage in Deutschland spätestens dann kommen, wenn die Abgaben für die Emission von CO2 höher ausfallen als die Kosten von CCS-Maßnahmen, so Konrad. Bei einem aktuellen CO2-Preis von ca. 45 Euro/Tonne in Deutschland und CCS-Kosten zwischen 70 und 250 Euro/Tonne CO2[1] entstehe noch kein Anreiz für die Wirtschaft entsprechend zu handeln. Erst durch allmählich steigende CO2-Steuern und weitere politisch gesteuerte Maßnahmen, z.B. Kohlenstoff-Differenzverträge oder finanzielle Anreize, ließen sich entsprechende CCS-Projekte auch wirtschaftlich darstellen. Einige europäische Nachbarländer gehen diesen Weg bereits.

Technologie birgt Chancen und Risiken

„CO2 istgrundsätzlich als leicht beherrschbares Medium anzusehen“, so Konrad. Es ist nicht brennbar und in atmosphärisch normaler Konzentration nicht toxisch. Generell bestehe das Risiko von Leckagen beim Transport oder eben auch bei CCS-Verfahren – dies treffe aber bei jeder Art von Transport oder Speicherung von Gasen oder Flüssigkeiten zu. „Mit spezifischen Vorgaben bei der Auswahl der Transportmittel und der Speicherstätten, einer entsprechend aufwändigen Versiegelung und einer sehr genauen Überwachung beim Transport und im Betrieb, ist das Risiko aus unserer Sicht beherrschbar und der Umgang mit möglichen Leckagen gut planbar“, sagt Silvio Konrad. „Zum Einsatz kommen bekannte Anlagentechnik und Verfahren, die wir mit unserer technischen Sicherheitsexpertise umfassend begleiten.“ Gerade bei CCS-Projekten sei es jedoch wichtig, so der Experte, dass strenge Sicherheitsstandards eingehalten werden, um das Risiko von austretendem Gas zu minimieren. „Da CCS noch nicht kommerziell in der Breite betrieben wird, sollten diese Projekte engmaschig von Sachverständigen begleitet werden. Weitere Forschung und gesammelte Erfahrungen, zum Beispiel bei Projekten im Ausland, werden dazu beitragen, die Technologie weiter zu verbessern.“

Gleichzeitig bieten sich rund um CO2 zahlreiche Chancen für Unternehmen, ihre Dienstleistungen zu erweitern und innovative Lösungen zu entwickeln. Die wirtschaftlichen Chancen sowie die politische und ökologische Notwendigkeit, nachhaltige Technologien zu nutzen, machten die Expertise im Umgang mit CO2 zu einem zukunftsweisenden Schwerpunkt für Unternehmen verschiedener Branchen, so der Energieexperte weiter. Carbon Management könne damit als potente Innovations- und Wachstumschance gesehen werden, als Treiber für Neugeschäft im Anlagen- und Infrastrukturbau sowie als Klimaschutzmaßnahme.

Expertise entlang der Wertschöpfungskette

Die TÜV NORD GROUP unterstützt Ansätze der ganzheitlichen Betrachtung des Kohlenstoffkreislaufs und arbeitet bereits heute mit verschiedenen Stakeholdern aus Wirtschaft und Politik an der Planung und Umsetzung von Projekten. Operativ eigenständige Bereiche des Konzerns sind daran beteiligt, Unternehmen bei den vielschichtigen Herausforderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu unterstützen. Das bedeutet beispielsweise die Erstellung oder Validierung von Strategien und Machbarkeitsstudien, die Beratung, Planung und Umsetzung im Anlagenbau, oder Engineering-Dienstleistungen für Verteilnetze oder Speicheranlagen.

Weitere Informationen: Whitepaper Carbon Management der TÜV NORD GROUP (Link)

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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