Cluster Erneuerbare Energien Hamburg
Hamburg Offshore Wind Conference Rückblick 2023
Offshore Wind in Germany – How 30 GW by 2030 Will be a Game Changer for European Energy Supply” Hamburg Offshore Wind Conference 2023
„You have to make people run to the office because of the excitement for offshore wind“, postulierte Ditlev Engel, CEO Energy Systems bei DNV, in seiner Abschluss-Keynote auf der Hamburg Offshore Wind Conference (HOW) 2023. Er unterstrich die enorme Bedeutung des Ausbaus der Offshore-Windindustrie für das Gelingen einer europäischen und letztlich einer globalen Energiewende. Gemeinsam mit dem norwegischen Zertifizierer DNV richtete das EEHH-Cluster nach 2019 und einer vierjährigen Pandemie-Pause zum ersten Mal wieder die Traditionskonferenz HOW in Präsenz aus. 120 internationale Teilnehmer*innen informierten sich über die Herausforderungen bei der Erreichung des 30-GW-Ziels bis 2030. Durch die Veranstaltung führten Peter Frohböse, Segment Lead Offshore Wind, Region Northern Europe DNV, und EEHH-Geschäftsführer Jan Rispens.
„Die Klimabombe tickt“
„In Deutschlands Windhauptstadt Hamburg, die auch ein internationaler Wasserstoff-Hub werden sollte“, begrüßte Hamburgs Senatorin für Wirtschaft und Innovation, Dr. Melanie Leonhard, das Publikum. Eindrücklich wies Martin Gerhardt, Geschäftsführer Siemens Gamesa Renewable Energy GmbH, auf die Gefahren des Klimawandels, auch für Europa und Norddeutschland, hin. Die CO2-Emissionen befänden sich auf dem höchsten Niveau seit zwei Millionen Jahren, und der Meeresspiegel an der deutschen Nord- und Ostsee werde noch vor 2100 um einen halben Meter steigen. Um den notwendigen Offshore-Windindustrie-Ausbau in Europa zu gewährleisten, fehlten rund 20 Produktionslinien. Die Konkurrenz aus China sei immens. Daher müssten europäische Politiker*innen ambitioniert und mutig handeln. Warum? Frei nach UN-Generalsekretär Antonio Guterres: „Die Klimabombe tickt. (…) Es gibt keine Zeit zu verlieren.“
Das Mindset in der Chemie-Industrie verändern
Null CO-2-Emissionen möchte der deutsche Chemiekonzern BASF bis 2050 erreichen. Dr. Roland Merger, Leiter Erneuerbare Energien, schilderte eindrücklich den dafür notwendigen Paradigmenwechsel in der Chemiebranche. Kund*innen müssten sich auf neue Produkte, beispielsweise Shampoos, einstellen, die klimafreundlich hergestellt worden, aber teurer seien. Um erneuerbare Energien für die verschiedenen Produktionsverfahren zu nutzen, verwende BASF diverse Methoden: Dampfcracker, Elektrolyse und Pyrolyse. Gemeinsam mit Vattenfall errichtete das Unternehmen einen eigenen Windpark: Hollandse Kust Zuid, an dem es noch heute 49,5 % im Rahmen eines PPAs hält. Weniger Einmischung durch die Politik und stärkere Marktmechanismen wünschte sich Merger abschließend.
Podiumsdiskussion: „30 GW in 2030 and 70 GW in 2045….can we make it?“
Damit das von der Bundesregierung beschlossene 30-GW-Ziel erreicht werden könne, müsse sich in Deutschland wieder ein verlässlicher Markt entwickeln. Hersteller müssten definitiv wieder die Gewinnzone erreichen und enger mit Projektentwicklern kooperieren – betonte Martin Gerhardt. Die Langfrist-Perspektive hob auch Douglas Ord, BP, hervor, dessen Unternehmen sich gerade zu einem Unternehmen der Energieintegration entwickele. Auf die Bedeutung von qualitativen Kriterien in Auktionen wies Dr. Joyce von Marshall, RWE Renewables, Leitung Offshore Wind Deutschland, hin. Außerdem forderte sie, dass Politiker*innen sich mehr mit Vertreter*innen der Industrie auseinandersetzen sollten. Ohne einen deutlichen Zuwachs von Fachkräften im Offshore-Segment sei der Ausbau utopisch – rund 20.000 Personen mehr benötige die deutsche Offshore-Branche.
Podiumsdiskussion: „Local contribution to a global problem - repowering the German supply chain for offshore wind“
Wie gelingt der Aufbau einer erfolgreichen Offshore-Industrie? Prof. Dr. Martin Skiba, Stiftung Offshore-Windenergie und World Forum Offshore Wind, nannte die fünf Schritte: detaillierte Planung, stringente Genehmigungsverfahren, passende Regulatorik, Ausbau der Netze und der Häfen. Einen besseren Austausch zwischen Projektentwickler, Hersteller und Lieferant wünschte sich Minka St. James, Business Development Schmidbauer GmbH & Co. KG. Sie forderte außerdem, junge Menschen frühzeitig für Offshore-Wind zu begeistern. Eine stärkere europäische Perspektive bei der Nutzung der Häfen forderte Carl Heiremans, Senior Business Development Manager Jan de Nul. Jan Wittek, Geschäftsführer, Rhenus Offshore Logistics GmbH & Co. KG, mahnte einen schnelleren Ausbau Offshore-geeigneter deutscher Häfen an.
„Energy Islands - a game changer for unlocking the potential of offshore wind and green hydrogen“
Den Blick in die (realistische) Glaskugel wagte Thomas Dalsgaard, Partner beim Copenhagen Infrastructure Partners (CIP). Künftig würden nicht nur simple Offshore-Windparks gebaut, sondern Energieinseln, natürliche und künstliche, die ganze Nationen mit Energie versorgen könnten. Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung stellten sich hier nicht. In Dänemark befinden sich aktuell in Planung und Umsetzung: BrintƟ und VindƟ. Die erste Energieinsel in Europa entsteht voraussichtlich 2024 in Belgien in der Prinzessin-Elisabeth-Zone.