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"Es ist ein Geschenk, jetzt geboren zu sein!" Edgar Gimbel, Preisträger des German Renewables Awards 2023, im Gespräch

Im Interview erläutert GRA-Preisträger Edgar Gimbel die Vorzüge von Vino-PV.

Edgar Gimbel

EEHH: Herzlichen Glückwunsch! Sie haben Ende 2023 den German Renewables Award 2023 in der Rubrik „Projekt des Jahres“ gewonnen. Bitte erläutern Sie noch einmal die Funktionsweise und das Besondere an Ihrem Gewinnerprojekt!

Edgar Gimbel: "Die VINO-PV-Anlage ist eine Kombination aus Produktion von erneuerbarem Strom und Weintrauben auf einer Fläche. Dabei werden lichtdurchlässig PV-Module über den Weinstöcken montiert. Auf diese Weise wird oben Strom produziert und unten Weintrauben. Das erste Jahr hat gezeigt, dass dies hervorragend funktioniert. Die Trauben reiften unter der Anlage besser als auf der Referenzfläche, denn unter der Anlage bekommen die Trauben keinen Sonnenbrand. Die analytischen Werte (PH Wert, Traubenzucker, Beerengewicht, Oechsle, Säure und Nopa-Werte), die durch das Weinbauinstitut gemessen wurden, waren unter der Anlage durchweg besser als auf der Referenzfläche. Es zeigte sich, dass die Licht- und Wasserverhältnisse unter der Anlage absolut ausreichend und wie geplant gleichmäßig verteilt sind. VINO-PV funktioniert!!!! Ich freue mich auf den ersten Wein, der aktuell noch im Barriquefass reift. VINO-PV ist eine Antwort auf den Klimawandel und eine Lösung, die Probleme der Winzer zu lösen und somit ihre Einkommenssituation zu verbessern."

EEHH: Sehen Sie eine große Zukunft im Bereich Vino-PV? Kennen Sie Nachahmer für Ihr Projekt in Ihrem Bekanntenkreis? Wie sieht es in anderen (südeuropäischen) Ländern aus?

Edgar Gimbel: "Ja, es gibt mehrere Anfragen hier aus dem badischen Raum von Winzern, die an so einer Anlage interessiert sind. Es laufen gerade die ersten Beratungsgespräche. Ich bin auch mit einem französischen Projektentwickler in Kontakt, der eine Anlage über einer Weinbaufläche von 14 Hektar in Südfrankreich entwickelt."

EEHH: Die Entwicklung im Bereich Solar war 2023 äußerst positiv in Deutschland. Vermuten Sie eine ähnliche Entwicklung 2024?

Edgar Gimbel: "Ja, das geht sogar mit großem Tempo weiter. Aktuell gelangen sehr große Anlagen in die Projektentwicklung. Ich rechne damit, dass in 2024 der Zubau an PV Anlagen in Deutschland von 14,4GWP in 2023 auf 20 GWp steigt. Es entstehen 2024 auch einige große Agri-PV-Anlagen im MW-Bereich. Erfreulich ist, dass die Floating-PV-Anlagen (PV-Anlagen schwimmend auf Baggerseen) 2024 auch in Deutschland in größerem Maßstab umgesetzt werden. Diese Technologie ist wie die VINO-PV eine klassische Doppelnutzung und führt daher zu keinem Landkonflikt."

EEHH: Was ist Ihr größter persönlicher Antreiber bzw. Motivator?

Edgar Gimbel: "Mir müssen dem Klimawandel etwas entgegensetzen, um ihn aufzuhalten. PV ist die Technologie, die am schnellsten umgesetzt werden kann. Sie produziert den günstigsten Strom. Dass die Erneuerbaren Energien es 2023 geschafft haben, 55% des Stromes in Deutschland zu produzieren, treint mich an und motiviert mich, hier weiterzumachen. Jetzt gilt es, jährlich mindestens 20GWp zuzubauen und eine Speichertechnologie aufzubauen, um uns weiter von den fossilen Energieträgern unabhängig zu machen. Es ist ein Geschenk, in dieser Zeit geboren zu sein und seine Arbeitskraft hierfür einzusetzen zu dürfen. Lassen sie uns auf 2023 zurückschauen: kompletter Ausstieg aus den Kernkraftwerken (zum Glück!) und trotzdem ein Kohlverbrauch auf dem Niveau von 1965 und eine Börsenstrompreis von 6,5 Cent. Das motiviert mich, hier weiterzuarbeiten, um die nächsten großen Stepps zu erreichen."

Vielen Dank für das inspirierende Interview, Herr Gimbel!

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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