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Neuer Solartrend: Agri-PV EEHH-Fahrrad-Exkursion zu einem Testfeld ins Alte Land

Am 8. September 2023 führte das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg unter dem Motto "Gröönschnack un fietzen"eine Fahrradexkursion nach Jork im Alten Land durch.

Neuer Solartrend: Agri-PV
EEHH

Ziel: das Obstbauzentrum Esteburg. Zu Testzwecken errichteten Obstbauern dort PV-Module über einem kleinen Teil einer Apfelplantage. Die Anlage produziert derzeit keinen Strom. Auf dem Testfeld geht es primär darum zu untersuchen, wie sich die Module auf das Wachstum und die Beschaffenheit der Äpfel auswirken. Agri-PV bezeichnet ein Verfahren zur gleichzeitigen Nutzung von Flächen für die landwirtschaftliche Pflanzenproduktion (Photosynthese) und die PV-Stromproduktion.

Vorteile von Agri-PV-Anlagen

Agri-PV-Anlagen können verschiedene Vorteile bewirken. Zum einen besteht ein riesiges Flächenpotenzial, und es kann eine Co-Nutzung bereits beanspruchter Flächen erfolgen. Zudem sind Agri-PV-Anlagen günstiger als kleine PV-Dachanlagen. Darüber hinaus können Zusatznutzen für die Landwirtschaft bestehen, z.B. als Schutz vor Pilzsporen durch Feuchtigkeit sowie Hagel-, Frost- und Dürreschäden. Kühlende Effekte bzw. Verschattung helfen bei zu starker Hitze oder Trockenperioden. Gleichzeitig bieten die Module Schutz bei Starkregenereignissen und die Möglichkeit, das Regenwasser aufzufangen und es zur späteren Bewässerung zu nutzen. Der produzierte Strom kann natürlich auch für den Eigenverbrauch genutzt werden, umso die Energiekosten des landwirtschaftlichen Betriebes senken.

Die EEHH-Solarstudie des Clusters Erneuerbare Energien Hamburg hatte auch für Hamburg im Bereich Agri-PV nennenswerte Potenziale ermittelt. So entstand die Idee der Exkursion, um sich aus erster Hand ein Bild über eine solche PV-Anlage zu verschaffen.

Mit dem EEHH-Cluster durch das Alte Land

Um 9.30 Uhr setzten die Teilnehmer*innen der Exkursion von Teufelsbrück zum Fähranleger Rüschpark über; dort stießen noch weitere Teilnehmer*innen dazu. Bei strahlendem Sonnenschein radelten sie durchs Alte Land und erreichten nach ca. einer Stunde das Obstbauzentrum Esteburg. Dort nahm Dr. Klopp vom Obstbauzentrum die rund 15 Teilnehmer*innen in Empfang. Nur ca. 1 Kilometer entfernt liegt die Apfelplantage mit der PV-Testanlage.

Dr. Klopp und sein Kollege erläuterten, dass aus ihrer bisherigen Erfahrung Agri-PV-Anlagen an diesem Standort nicht besonders gut für die Kombination mit Kulturpflanzen wie Apfelbäumen geeignet seien. Dies liege vor allem daran, dass die Apfelbäume möglichst viel Sonnenlicht benötigten, um einen hochwertigen Reifegrad und entsprechende Färbung der Äpfel zu erlangen. In südlicheren Regionen könne die Kombination aus Agri-PV und Apfelanbau hingegen besser geeignet sein, da hier eine höhere jährliche Sonneneinstrahlung vorhanden ist. Die Region Altes Land ist aber eine der nördlichsten, in der Apfelanbau in entsprechender Menge und Qualität noch möglich sei.

Agri-PV bei Obst- und Gemüseanbau

Nach Aussage von Dr. Klopp solle möglichst die gesamte jährliche Sonneneinstrahlung für das Pflanzenwachstum genutzt werden. Auch wenn der oben genannte Zusatznutzen für die Landwirtschaft durchaus positiv bewertet werden könne, stehe das Obsbauzentrum Esteburg dem Aufbau- / bzw. weiteren Ausbau der Agri-PV eher skeptisch gegenüber. Besser geeignet könne Agri-PV in Norddeutschland für Gemüsesorten mit geringerem Lichtbedarf, z.B. wie Kohl oder Salat, sein.  

Im Anschluss an die Besichtigung der Anlagen tauschten sich die Teilnehmer*innen bei Snacks aus. Um ca. 14 Uhr trat die Gruppe den Rückweg an und radelte zurück durchs Alte Land bis zum Fähranleger Teufelsbrück. Das EEHH-Cluster bedankt sich bei allen Teilnehmenden und insbesondere beim Obstbauzentrum Esteburg für den Austausch und die Führung.

Über Constantin Lange

Profilbild zu: Constantin Lange

Beim Cluster bin ich für den Bereich Forschung und Innovation zuständig und bin damit die Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft. Meine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Wind – und Solarenergie sowie im Themenfeld Wärme. Über unsere Fachforen und verschiedene Veranstaltungsformate verantworte ich u.a. direkte Informations- und Diskussionsformate für unsere Mitgliedsunternehmen.

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