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Ganzheitlicher Ansatz für Energiewende Projektentwickler Luxcara mit breitem Portfolio

Dr. Philip Sander, Managing Partner bei Luxcara, berichtet im Gespräch über die Erfolge bei der Offshore-Auktion und das Hamburger Moorburg-Projekt.

Ganzheitlicher Ansatz für Energiewende
Luxcara GmbH

EEHH: Herzlichen Glückwunsch! Sie haben im Sommer den Zuschlag für ein deutsches Offshore-Wind-Projekt erhalten. Um welches Projekt handelt es sich? Welches waren die ausschlaggebenden Kriterien? Wie werden die weiteren Schritte aussehen?

Dr. Philip Sander: "Vielen Dank für die Glückwünsche, die ich gerne an das gesamte Team von Luxcara weitergebe! Wir sind sehr glücklich über unsere erfolgreiche Teilnahme an der jüngsten deutschen Offshore-Windauktion, bei der unser Bieterunternehmen Waterkant Energy GmbH die Rechte für den Bau eines 270+ MW Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee erhalten hat. Der „Standort N-6.7”, nach der Definition der Bundesnetzagentur mit Platz für 15 bis 20 Turbinen, befindet sich anliegend an eine Reihe von benachbarten Windparks in einer Wirtschaftszone etwa 90 km von der Insel Borkum entfernt.

Zum ersten Mal in Deutschland wurden bei der Auktion neben finanziellen auch soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt. Dieses umfassendere Auktionskonzept kommt unserem ganzheitlichen Ansatz sehr entgegen. Wir freuen uns, dass wir unsere Offshore-Windaktivitäten auf unseren Heimatmarkt ausweiten können und durch dieses bedeutende Projekt in der Nordsee einen weiteren Beitrag zur Energiewende in Deutschland leisten. Wichtige Meilensteine für den Standort, darunter umfassende geotechnische und umwelttechnische Untersuchungen, wurden bereits abgeschlossen, so dass das Projekt bereits 2028 an das nationale Übertragungsnetz angeschlossen werden kann.

EEHH: Aufgrund steigender Preise geraten aktuell einige Offshore-Projekte in die Krise. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage ein? Was erwarten Sie von der deutschen/europäischen Politik?

Dr. Philip Sander: "Die deutsche Regierung hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2030 eine installierte Offshore-Windkapazität von 30 GW zu erreichen. Um diesem Ziel näher zu kommen, hat sie eine Reihe von wettbewerblichen Ausschreibungen gestartet und allein für das Jahr 2023 8,8 GW an neuen Kapazitäten zugewiesen. Weitere 8 GW werden voraussichtlich im Sommer 2024 ausgeschrieben werden. Der Ausbau der Offshore-Windenergie ist aus unserer Sicht von essenzieller Bedeutung für die Dekarbonisierung der deutschen Industrie und für die Produktion von grünem Wasserstoff. Wir sind davon überzeugt, dass die Energiewende nur durch Offshore- und grüne Wasserstoff-Projekte gelingen wird."

Im Interview

Dr. Philip Sander, Managing Director Luxcara

EEHH: Luxcara hat nicht nur das Offshore-Feld, sondern auch neuerdings das Wasserstofffeld betreten. Sie sind Partner im Konsortium des Hamburg Green Hydrogen Hub am Standort Hamburg-Moorburg geworden. Was ist dort Ihre Aufgabe? Wie wird es weitergehen?

Dr. Philip Sander: "Das Wasserstoff-Projekt in Moorburg ist ein Energie-Infrastruktur-Projekt; Luxcara ist einer der größten, unabhängigen Grünstromproduzenten Europas und Spezialist für den Bau und Betrieb nachhaltiger Infrastruktur-Projekte. Seit 2015, als sich Wettbewerber noch auf Projekte mit staatliche gesicherten Einspeisevergütungen konzentriert haben, legen wir unseren Fokus darauf, erneuerbare Energien-Projekte subventionsfrei zu realisieren. Indem Luxcara als eines der ersten Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien auf langfristige Power Purchase Agreements (PPAs) gesetzt hat, konnten wir Marktstandards etablieren und PPAs für Banken finanzierungsfähig machen. Durch mehr als zehn Jahre Erfahrung am PPA-/Strom-Markt wissen wir, worauf es bei Energie-Infrastruktur-Projekten ankommt. In Moorburg werden wir grünen Wasserstoff erzeugen, welcher durch den Delegierten Rechtsakt der Erneuerbaren-Energien-Richtline definiert ist. Demzufolge muss das Hamburg Green Hydrogen Hub-Projekt (HGHH) PPAs eingehen, die dem Stromerzeugungsprofil von erneuerbaren Energien folgen. Ein tiefes Verständnis von Grünstrom und PPAs ist somit essenziell, um grünen Wasserstoff zu produzieren. Von unserer Expertise profitieren das Projekt und die Wasserstoffabnehmer.

Im September haben wir gemeinsam mit den Hamburger Energiewerken den nationalen IPCEI-Förderantrag bei der Bundesregierung eingereicht. Die Bundesregierung hatte die Pläne für Moorburg im Rahmen der IPCEI-Förderung bereits in die nationale Vorauswahl übernommen und zur Prüfung an die EU gegeben. Der Abschluss des Notifizierungsprozesses wird Ende dieses Jahres erwartet. Parallel dazu arbeiten wir bereits seit Monaten daran, dass das Projekt ohne Zeitverzug weiterlaufen kann. Derzeit befinden wir uns im Hersteller-Auswahlprozess, damit der 100 MW-Elektrolyseur zeitnah bestellt werden kann. Auch der von den Hamburger Energiewerken koordinierte Rückbau des stillgelegten Kohlekraftwerks hat inzwischen begonnen. Der Rückbau liegt weiterhin im Zeitplan, sodass die ersten Flächen rechtzeitig für die Installation des Elektrolyseurs freigegeben werden können."

EEHH: Luxcara hat sich bisher in den Bereichen Projektentwicklung Onshore und PV hervorgetan. Welche Projekte laufen dort zurzeit?

Dr. Philip Sander: "Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, d. h. wir fokussieren uns nicht nur auf die Stromerzeugung, sondern auf den gesamten Zyklus der Energiewende. Deshalb wählen wir unsere Anlagen mit Bedacht aus und realisieren nur die besten Projekte; ganz gleich ob Onshore- oder Offshore-Wind, PV-Anlagen, Batteriespeicher, grüner Wasserstoff, EV-Charging etc. Wir investieren mittlerweile auch in Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, um die Dekarbonisierung des Verkehrssektors zu unterstützen. Das Projekt bei Borkum ist außerdem nicht unser erstes Offshore-Windprojekt: Wir sind Anteilseigner am 731,5 MW umfassenden Offshore-Windprojekt Borssele III & IV in der Niederländischen Nordsee.

Im Juni dieses Jahres haben wir den größten europäischen Onshore-Windpark mit 750 MW in Schweden fertiggestellt. Trotz Widrigkeiten wie der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg konnten wir das Projekt sowohl im ursprünglichen Kosten- als auch Zeitrahmen verwirklichen. Auch unsere dänischen PV-Projekte mit insgesamt mehr als 315 MW sind seit diesem Jahr voll funktionsfähig. Als aktiver Asset Manager mit einer Buy-and-Hold-Strategie ist es uns wichtig, unsere Projekte über ihre gesamte Laufzeit zu begleiten und zu optimieren. Daher sind wir stolz darauf, dass auch unsere Bestandsprojekte in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Norwegen und Finnland weiterhin lukrative Erträge liefern. Unser Portfolio umfasst nachhaltige Energie-Infrastruktur-Projekte in Europa mit einer Gesamtleistung von derzeit rund 6 Gigawatt."

Vielen Dank für das Gespräch!

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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